Natur- und Völkerkundemuseum im Wasserschloss Heerse
Ein lehrreiches Erlebnis für geschichtsbewusste Kunstliebhaber, Naturfreunde, Umwelt- und Naturschützer in Bad Driburg-Neuenheerse.
Jahrbuch 1995 Kreis Höxter (Seite 179 – 183)
Zur Kur- und Badestadt Bad Driburg gehört als Ortschaft der Luftkurort Neuenheerse. Beherrschend für das Ortbild sind die domartige Stiftskirche mit ihrem mächtigen Turm und der barocken Haube, das Schloss der Äbtissin und die vielen noch erhaltenen und liebevoll restaurierten Wohnhäuser der Stiftsdamen. Die Begründung dieses Stiftes, das über viele Jahrhunderte den Namen „Kaiserliches Freiweltliches Hochadeliges Damenstift“ getragen hat, reicht in das neunte Jahrhundert zurück. Es hatte Bestand bis 1810. Das Abteigebäude die Residenz der Äbtissin, wurde um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert von Othilia von Fürstenberg in Planung gegeben und gebaut. Bei diesem Wasserschloss handelt es sich um eine Zweiflügelbau mit einem Vierkantturm im Winkel und einem Portal im Stil der Westerrenaissance, das noch heute das Wappen der Gründerin trägt. Nach wechselvoller Geschichte was das gesamte Anwesen zwischenzeitlich im Besitz der Familie von Zitzewitz, später dann bis vor einigen Jahren Internatsgebäude des Ordens der Missionare vom Kostbaren Blut, der bis heute in Neuenheerse ein Gymnasium unterhält. Im Schlossgebäude befindet sich das Museum mit seinen vielfältigen Abteilungen, im ehemaligen Wagenhaus, das zu den 1606 errichteten Wirtschaftsgebäuden gehört, ein Seminarraum, in dem das „Institut für Fort- und Weiterbildung“ anhand wissenschaftlicher Dokumentationen Seminare anbieten kann. Das Museum und die sonstigen Räumlichkeiten werden hauptsächlich genutzt von Fakultäten der Biologie und Soziologie verschiedener Universitäten sowie Instituten, von Gymnasien, anderen weiterbildenden Schulen sowie von wissenschaftlichen Vereinigungen. Das „Natur- und völkerkundliche Museum“ befindet sich in drei Etagen auf ca. 1.500 m² Fläche. In der vierten Etage ist ein Heimatmuseum geplant und wird zur Zeit erreichtet. Das Museum ist gegliedert in eine Sammlung zur –vorwiegend afrikanischen – Völkerkunde, eine jagdgeschichtliche Sammlung und eine internationale naturkundliche und Trophäensammlung.
Afrikanische Kunst
Erlesene Kunstwerke und Spitzenstücke aus nahezu allen afrikanischen Ländern bieten dem Besucher einen anschaulichen Eindruck nicht nur vom Leben an Königshöfen, sondern auch vom Alltagsleben der verschiedenen Stämme. Zum großen Teil handelt es sich um Geschenke aus Königshäusern, von Häuptlingen uns sonstigen Würdenträgern. Es sind Zier-, Stülp.- und Festmasken in schwarzer Farbe, aber auch mit weißer, roter und schwarzer Bemalung vorhanden. Die Zahl der Exponate dürfte sich auf ca. 700 verschiedene Stücke belaufen. Es gibt geschnitzte Ahnenfiguten, Vasen, Sitzgelegenheiten aus dem südlichen Afrika mit reichem Schnitzwerk, Stühle aus Ghana, Mali, dem Kongo und von der Elfenbeinküste. Viele der Schnitzereien sind mit Fruchtbarkeitsemblemen versehen, die sich in Form von Vögeln, Echsen, Krokodilen und Säugetieren widerspiegeln. Wertvolle Schnitzereien demonstrieren die guten Wünsche des Stammes, die sich auf dem Kopf der erhaben sitzenden Königinnen vereinen. Eine besonders wertvolle Schnitzerei stammt von der Elfenbeinküste, wo der Große Vogel (Senufo) auf dem Kopf der Königin sitzt. Eine ca. 1,5 m² große Flächenschnitzerei aus Ghana hat Seltenheitswert. Der reiche Stamm der Ashanti mit dem Sitz in Kumasi hat viele Bronzefiguren doniert, die das tägliche Leben zeigen (wie Musikkapelen, Häuptlingsversammlungen), sowie Goldgewichte, Goldstaubdosen Arm- und Fußreifen aus Bronze und Elfenbein. Bebildertes Anschauungsmaterial zeigt Charakterköpfe aus dem südlichen Afrika; desgleichen wie die kunstvolle Bemalung von Lehmhütten plastisch dargestellt. Trommeln aus dem Sudan, eine koloniale Trommel aus Ghana mit dem britischen Staatswappen sowie Stücke aus anderen Ländern sind vorhanden.Reliefhaft geschnitzte Türen von Kornspeichern mit reichen Verzierungen, die einen unschätzbaren, nicht wiederzubeschaffenden Wert darstellen, zeigen ebenfalls Fruchtbarkeitssymbole. Schutzschilde aus Büffelhaut des Stammes der Massai sowie Bogen, Pfeile, Köcher und Speere sind ausgestellt. Es gibt fernerhin zwei Schilde der ehemaligen Leibwache des Kaisers Heile Selassi von Äthiopien. Eine Sitzgruppe mit Tisch und Stühlen sowie Trommeln und Masken des Ovambu-Stammes aus Südangola mit den diesem Stamm eigenen kunstvollen Schnitzereien ist ein ebenfalls sehr kostbares Sammelobjekt. Weiterhin ist eine wertvolle Stülpmaske, die Seltenheitswert besitzt vorhanden. Sowohl farbenfrohe gewebte Kleidungsstücke aus verschiedenen Bereichen der Republik Ghana als auch zwei Kente-Gewänder, die nur ghanaische Könige und Mütter von Häuptlingen tragen dürfen, sind zu besichtigen. Halbrundstühle und Häuptlingsstühle aus Ghana sind vorhanden. Alle tragen Fruchtbarkeitssymbole und kostbare Schnitzereinen. Eine weite Palette afrikanischer Kunst und Kultur wird also hier eindrucksvoll dargestellt.
Naturkundliche Sammlung
Es handelt sich um eine wohl einzigartige, vollständige, in modernstem Präparationsverfahren erstellte Großsäubersammlung aus allen Kontinenten, die in ihrer Gesamtheit als erhaltenswertes Kulturgut zu betrachten ist. Jede Präparation ist mit einer Cites-Dokumentation versehen, desgleichen mit einer Beschilderung in lateinischer, englischer und deutscher Sprache sowie der Bezeichnung des Herkunftslandes. Der Bestand ist mit dem großen europäischen Naturkundemuseen zu vergleichen. Es sind ca. 300 präparierte und bestimmte Objekte vorhanden sowie mehr als 1.000 ethnologische Originalgegenstände. In einer Großvitrine werden heimische Vogelarten und solche aus dem Mittelmeerraum gezeigt. Diese Vitrine wird vom Bund für Vogelschutz betreut. Die gesamte Sammlung ist nach Kontinenten und einzelnen Ländergruppen aufgeteilt. So spielt eine wesentliche Rolle Afrika, wobei es hier einen speziellen Raum für Südwestafrika (Namibia) gibt, der die koloniale Vergangenheit des deutschen Reiches demonstriert. Asien, Australien, Neuseeland und Neukaledonien, Mittelamerika, die USA einschl. Alaska und Kanada sowie Europa sind ebenfalls vertreten. Das Museum erfreut sich einer Partnerschaft mit dem staatlichen Naturkundemuseum in La Valetta/Malta.
Umwelt- und Naturschutz
Eine umfangreiche Sammlung von Postern demonstriert den Schutz der Umwelt, zeigt die Hölzer der heimischen Wälder, Biotope verschiedenster Art, Bauerngärten, Feuchtwiesen und Äcker, desgleichen Waldschäden und die sterbende Natur. Weitere Demonstrationen zeigen gefährdete sowie ausgestorbene und ausgerottete Tierarten; dazu gehören u.a. : der europäische Fischorrer, Ichthyosaurier (Fischechsen mit Stromlinienform), Plesiosaurier ( Paddelechsen mit Schwanenhals), Dinosaurier wie Tyrannosaurus rex (König der Schreckenechsen), Triceratops (Dreihorndinosaurier).
Außengestaltung des Schlosses
In der Gräfte, die mit Quellwasser der Nethe gespeist wird, befinden sich künstliche Inseln als Brutplätze für Wasserwild, desgleichen zwei ca. zwei Meter große Kraniche, die am Königshof in Thailand entworfen und im Goldenen Dreieck (Burma-Laos-Thailand) in Bronze gegossen worden sind. Des weiteren sind eine Hirschgruppe, eine in Bronze gegossene Rehgruppe sowie ein Totempfahl der westkanadischen Indianer markante Punkte in der Außengestaltung des so geschichtsträchtigen Gebäudes. Pfaue, Ziergänse und Enten, wie die asiatischen Madarinenten, die zur Brutzeit ein Hochzeitskleid aus Schmuckfedern tragen, umgeben das Museum, das Schloss selbst und seine schön gestalteten Anlagen mit buntem Leben. Ein Besuch wird ganz bestimmt zum Erlebnis.
Leiter der Finanzämter besichtigten Heimatmuseum Neuenheerse
Generalkonsul Manfred O. Schröder begrüßte jetzt 34 Leiter der Finanzämter der Oberfinanzdirektion Münster in Neuenheerse. Die Geladenen besichtigten mit ihren Partnern das Natur- und völkerkundliche Heimatmuseum im Schloss. Landrat Franz-Josef Thöne betonte in seiner Begrüßungsrede die Einmaligkeit des Museums. Auch Prof Dr Gerhard Dietrich nahm an der Führung teil.
Johannes Rau empfing Konsularisches Korps
Ministerpräsident Johannes Rau hat das Konsularische Korps in Nordrhein-Westfalen gestern bei seinem Jahresempfang im Kurhaushotel Bad Driburg getroffen. Etwa 100 General- und Honorarkonsuln und -konsulinnen waren anwesend. Zum abendlichen Empfang reisten die Mitglieder des Konsularischen Korps auf drei Ausflugsreisen an, die ihnen die touristischen Sehenswürdigkeiten sowie interessante Firmenbesichtigungen im Kreis Paderborn und Höxter boten.
Die Gruppe besichtigte einige Abteilungen des Wasserschlosses Heerse, u. a. die Abteilung „Amerika“, wo der amerikanische Konsul äußerte: „Ich sehe, dass hier sämtliche Tiere meiner Heimat vorhanden sind.“
Weiterhin fand ein Besuch im Eggedom und im Dorfkern statt.
Zum Empfang spielte das Blasorchester St. Kaspar.
Anwesend waren neben den Mitgliedern des Konsularischen Korps u. a. auch Gastgeber Generalhonorarkonsul (GHK) Manfred Schröder sowie Lokalpolitiker und Stadtdirektor Klaus Ehling.
Am Abend hielt der Bundespräsident Johannes Rau eine Rede im Kurhaus und sagte u. a.: „Ich habe mich hier wohlgefühlt und viel gesehen. Ich komme mit Bestimmtheit wieder hierher. Und dieses ist veranlasst durch unseren Generalkonsul Manfred O. Schröder. Hier steht er“, und zeigte mit der Hand auf den zwei Meter vor der Tribüne stehenden Konsul.